Auf „literarischen“ Spuren – Malta und Valetta
Literatur aus den 1970-ern
Eines der ersten Bücher, die ich über Seesegeln gelesen habe, war „Barawitzka segelt nach Malta“. Ein Wiener Segler macht sich mit einer bunt gemischten Crew auf den Weg von Triest nach Malta. Das Buch stammt aus aus den 1970-er Jahren und entsprechend ist der Humor. Österreicher sind uns schon einige begegnet, ein echtes Seefahrervolk. Und zuletzt hatten wir österreichische Lurche an Bord. Doch dazu ein andermal…
The Grand Harbour
Also war ein von mir lange gehegter Wunsch, einmal mit dem eigenen Boot in Valetta einzulaufen. Die imposanten Befestigungsanlagen einmal von der „echten Seite“ zu erleben. Vielleicht ein bisschen das Gefühl von Piratentum und mittelalterlichem Flair aufkommen zu lassen… nun ja, jetzt waren wir direkt auf dem Weg zu meinem Traum.
Ein Tag ohne Wind hatte uns eine Überfahrt unter Motor beschert. Wir näherten uns Malta am späten Nachmittag. Empfangen wurden wir nicht von finsteren Korsaren, sondern von einer wahren Flut an Wasserfahrzeugen jeder Art und Größe. Zwischen Para-Sailern, Seadoos, Ausflugsbooten, Fähren, Sportbooten und Behördenfahrzeugen bahnten wir uns unseren Weg zu einem schönen Ankerplatz.
Schengen lässt grüßen
Hinsichtlich der Erfordernisse der Einreise waren sich die Revierführer nicht einig gewesen und so holten wir uns die Erlaubnis mittels Anrufs bei der Port Police. Das war schonmal geschafft (später erklärte mir ein Einheimischer: „Je weniger du fragst, umso leichter kommst du durch!“).
Die Bucht St. Julians Bay, die wir uns zum „Anlanden“ ausgesucht hatten, erwies sich wegen Überfüllung und starken Wellengangs als zum Ankern ungeeignet. Also nichts wie raus und doch lieber in den Hafen. Manoel Island Marina nahm uns tatsächlich noch auf. Puh, erstmal durchschnaufen!
Wir befanden uns mitten in Valetta! Um uns herum ein Meer an Sportbooten, überwiegend Motoryachten, teilweise vom Feinsten. Der zugehörige Porsche wurde von den Matrosen genau wie das Boot auf Hochglanz geputzt. Die beiden Teenies auf dem Achterdeck packten gerade die vom Lieferdienst gebrachten KFC-Tüten aus…
Wir indes machten uns auf den Weg, die quirlige Stadt zu erkunden, unsere Lieblingsbeschäftigung an neuen Orten. Aber Vorsicht: hier herrschte Linksverkehr! Ehe man sich versieht, landet man auf einer Motorhaube.
Wir fanden uns in einem wahren Schmelztiegel der Kulturen wieder. Das spiegelte sich auch in den Läden und den Restaurants wider.
Wir kauften wie üblich die wichtigsten Ersatzteile ein, aßen lecker beim Chinesen zu Abend und verlängerten noch um einen Tag. Füllten unsere Dieseltanks zu einem äußerst attraktiven Preis und fanden diesmal ein köstliches indisches Restaurant.
Inzwischen stand uns der Sinn nach Ruhe und Entspannung in einer Badebucht. Wir entschieden uns für die Bucht Il-Hoffra-Kírbi, oder wie wir sie nannten „Bucht mit Durchblick“ am östlichen Ufer Maltas. Der Ankerplatz stellte sich als grandios heraus: umrandet von einer fast weißen Steilwand befand sich an einer Stelle ein großes Loch, durch welches man in die benachbarte Bucht schauen konnte.
Zwischen Trubel und Trubel
Leider war schnell klar: die Bucht gefiel auch Anderen. Auch hier herrschte ein reges Treiben von Wassersportlern jeder Couleur. Ab und an besuchte uns auch der Speed-Boat-Club und drehte ein paar Runden. Unglaublich! Aber niemand konnte uns davon abbringen, in das klare Wasser zu springen und die lang ersehnte Erfrischung zu genießen.
Dann warteten wir darauf, dass es am Abend ruhiger werden würde. Weit gefehlt! Als es dunkel wurde, lief ein Boot nach dem anderen ein. Party war angesagt! Jedes Boot hatte sein eigenes Programm. Es blieb uns nichts weiter übrig, als es ihnen gleichzutun.
Heute Morgen werfe ich einen Blick aus dem Niedergang: ich zähle 51 Motorboote vor Anker. Und 1 Segelboot, das sind wir!
Wir leeren unsere Kaffeetassen und lichten den Anker. Arrivederci Malta, andiamo in Italia. Presto…