
Von Buchten und den besten Freunden des Menschen
Pula
Wir fahren die Tour vom letzten Herbst, nur rückwärts. Auf dem Hinweg hatten wir uns schon richtig Mühe gegeben, die optimalen Ankerplätze zu finden. Also fallen wir immer wieder auf unsere alte Route zurück. Aber es ist halt so, dass wir letztes Jahr im Herbst unterwegs waren und jetzt im August. Das hatten wir irgendwie nicht richtig bedacht.
Zunächst entschieden wir uns, wieder in Pula Halt zu machen. Diesmal aber nicht in einer Marina, sondern wir haben in der großen Hafenbucht geankert. Mit Blick auf die Werft, mit schick angestrahlten Kränen bei Nacht. Sah schön aus und wir hatten einen guten Zugang zur Stadt. Das haben wir auch reichlich genutzt, zweimal Essen gehen und eine Shopping Tour mit Baumarkt. Pula ist eine hübsche Stadt mit interessanten Sehenswürdigkeiten. Nach zwei Tagen Stadt suchten wir dann aber mal wieder etwas Ruhe.
Bucht, die Erste
Im letzten Jahr hatten wir in Losinji Station gemacht, eine ziemlich große Bucht, die wir fast für uns allein hatten. Als wir diesmal gegen 16 Uhr in die Bucht kamen, warteten bestimmt 80 Boote aller Größen, vom Angelboot bis zur 40 m, vier Stockwerke hohen Motoryacht auf uns. Dazwischen tummelten sich SUPs und Jetskis. Nach einer Runde haben wir dann auf 18 m ziemlich weit hinten den Anker geworfen. Aber wir waren beileibe nicht die letzten. Wir wurden von anderen Schiffen eingemauert, ein mulmiges Gefühl für die Nacht. Aber wie so oft haben wir auch das überstanden. Am nächsten Tag fuhren dann einige weg und wir konnten uns auf einen besseren Liegeplatz verholen. Die Woche ging auch langsam zu Ende und die meisten Charterboote mussten Richtung Split oder Pula aufbrechen.
Wir kamen so noch zu einem leckeren Abendessen in „unserem“ Restaurant und machten uns dann auf zu neuen Ufern :-).
Bucht, die Zweite
Wenn man mit dem Schlimmsten rechnet… Am Abend landeten wir in einer Bucht auf Molat, auch schon bekannt vom letzten Jahr. Wir fühlten uns sofort wohl. Ein paar Yachten und alles, was man hörte, war das Zirpen der Grillen. Wir blieben ganze vier Tage! Eine beschauliche Ortschaft war mit dem Beiboot erreichbar, dort gab es zwei „Konobas“ und einen kleinen Lebensmittelladen, der uns auch ein paar Liter Außenborder-Benzin verkaufte.
Sprit kaufen
Tom:
Der Kauf de Sprits war so speziell, dass es sich rentiert, dem einen kurzen Absatz zu widmen:
Auf dem recht langen Weg von unserem Liegeplatz zu dem kleinen Shop war der Tank doch recht leicht geworden. Ein Blick hinein, da war nicht mehr viel. Hätte noch hin und zurück gereicht, aber nicht viel länger.
Also frage ich nach dem Einkauf in dem Lädchen, wo die nächste Tankstelle sei. Der Verkäufer unterhielt sich kurz mit einem älteren Herren (am ehesten der Vater) und fragte dann, welches Gemisch ich bräuchte. 1:100 und fünf Liter sollten reichen. Die Antwort bedeutete wohl „kann ich machen“. Also ging ich mit meinem Einkauf zu einem Schuppen, in dem mehrere Kanister lagerten. Es fand sich auch ein Transportgefäß, eine 5 l Wasserflasche sollte es tun. Also wurde die Menge abgefüllt und dann so Pi mal Daumen Öl zugegeben. Immerhin bekam ich auf Nachfrage einen Trichter dazu und mein Boot lag auch nur ein paar Meter entfernt. Ein bisschen mulmig war mir bei mehr als 35° C aber doch. Was der Sprit gekostet hat weiß ich nicht, preiswert war er kaum.
Des Menschen bester Freund
Am Vortag waren wir schon mal im Ort gewesen und ein schwarz-weißer Hund von etwa Schäferhund-Größe hatte mich zu einem Spiel mit einem Kiefernzapfen aufgefordert.
Er kam damit auf mich zu und legte den Zapfen vor mich. Dann ging er ein paar Schritte zurück und legte sich auf die Lauer. Wir sind ja erfahrene Hundeliebhaber, gehen aber gleichzeitig auch mit entsprechendem Respekt an fremde Hund heran (alle, die Pelé kannten, wissen warum). Dieser Hund war aber sehr freundlich im Umgang. Er wartete und als ich den Zapfen nahm und ihn warf, versuchte er ihn im Flug zu fangen. Das klappte auch sehr gut und mit jedem Mal machte es uns beiden mehr Spaß. Bevor ich einen Sonnenstich bekam, machte ich mich auf den Rückweg.
Am nächsten Tag, bei besagtem Benzinkauf, kam der Hund wieder. Diesmal hatte er jedoch einen großen Stock im Maul. Wieder das gleiche Spiel wie am Vortag: Stock hinlegen, fünf Schritte zurück und dann den Stock im Flug fangen. Auch diesmal spielten wir, bis es uns langweilig wurde. Und ich bin sicher, dass die Stiche am Abend von den Moskitos kamen.
Leben an Bord
Jetzt sind wir seit 14 Tagen an Bord, ohne einen Hafen angelaufen zu haben. Wir hangeln uns von Bucht zu Bucht, haben inzwischen unseren Rhythmus gefunden. Unser Leben findet im Freien statt. Wir genießen es, uns treiben zu lassen, ohne einen festen Plan. Unser Beiboot bringt uns zuverlässig an Land, wenn wir Besorgungen oder Besichtigungen machen wollen.
An diesem Punkt möchte ich auf zwei neue Errungenschaften hinweisen, die uns das Leben noch ein bisschen erleichtern. Die erste ist eine Induktionsplatte für die Küche. Bisher war Kochen unterwegs natürlich möglich, aber nur mit Gas, das nicht immer einfach zu bekommen und ziemlich teuer ist. Jetzt kochen wir mit Strom! Und wo kommt der her? Aus mittlerweile sechs Solar- Panelen, die
wir auf dem Boot teilweise fest, teilweise flexibel installiert haben. Das ist eigentlich nichts Besonderes, aber wir haben erst vor Kurzem begonnen, Solartechnik zu nutzen. Die elektrischen Installationen sind nämlich auf unserem betagten Boot äußerst chaotisch. Scheinbar hat man in 45 Jahren zwar regelmäßig Instrumente nachgerüstet, die alten aber nicht ausgebaut. So kommt es, dass wir über unterarmdicke Kabelstränge verfügen und niemand weiß, wofür die einzelnen Kabel gut sind. Und da Tom die meisten Geräte selbst installiert, gehen wir lieber vorsichtig vor. Versuche, einen Elektriker zu einer Grundsanierung zu beazftragen sind bisher an mangelndem Interesse der Elektriker gescheitert.
Die zweite Errungenschaft auf unserem Boot ist genauso einfach wie genial: Wir besitzen jetzt zwei Interkom-Headsets, im Seglervolksmund auch „marriage saver“ genannt. Seither gibt es bei uns kein Anbrüllen gegen den Wind. mehr beim Ankermanöver, keine zu Unmut führenden Missverständnisse beim Hafenmanöver. Alles läuft ruhig und geschmeidig. Sehr empfehlenswert!
Wohin jetzt?
Wir stehen jetzt vor der Entscheidung, wie es weiter geht. Weiter nach Süden bis Montenegro? Oder über die Adria nach Vieste, Italien? Beides ist verlockend und wir haben mal wieder die Qual der Wahl.