Die Lichtmaschine und ein Abend in Taranto
Zielfahrt und der Hafen
Mit vollen Segeln geht es in Richtung Tarent. 50 Meilen nordwärts, von Gallipoli aus gesehen, hatten wir einen Platz in der Marina „ergattert“. Unter voller Besegelung und mit teilweise über 8 Knoten fliegen wir nahezu auf die Stadt zu. Die Einfahrt in den Hafen ist riesig, genau wie der Hafen selber. Es liegen 5 bis 10 Tanker vor Anker im Hafen, als wir einlaufen kommt uns ein Schwesterschiff der Costa Concordia entgegen. Der Ormegiatore ist erst ein wenig muffelig, in Anbetracht unseres Bootsnamens und unserer Manöver können wir ihn im Laufe der Zeit aber ein bisschen mehr für uns gewinnen.
Der Hafen selber ist zwar einerseits Austragungsort der Sail-GP Ende September, andererseits ist er von einer Schönheit, die man frühestens auf den zweiten Blick erkennt.
Die Stadt
200.000 Menschen wohnen in Taranto. Ein Teil davon in der Altstadt, an deren Rand der Yachthafen liegt. Mit wenigen Schritten ist man mittendrin, schmalste Gassen, verwinkelt und teilweise mit erheblich renovierungsbedürftigen Häusern. Teilweise sind die Häuser sehr schön wiederhergestellt und es ist zu erkennen, dass die Stadt sich um dieses Viertel durchaus bemüht. Die anderen Teile der Stadt haben den typischen südländischen Styl, sehr schöne Stadthäuser mit Balkonen und irgendwie schnuckelig anzusehen.
Wie üblich mache ich meine Runden in der Stadt auf der Suche nach irgendwelchen Ersatzteilen, die ich manchmal ja, meistens nicht finde.
Abreise, die Erste
Nach zwei Tagen ist einiges gesehen und wir legen nach Wasserfassen und Verproviantierung ab, zurück Richtung Süden. Alles läuft wie gewohnt, allein der Motor scheint nicht die Batterien zu laden. Der Ladestand sinkt mit ca. 10 % pro Stunde, seltsam. Der Weg in den Motorraum offenbart ein lockeres Kabel an der Lichtmaschine, aber auch nach der Reparatur hält die Entladung an. Also Kehrtwende und zurück in die Marina. Wir rufen über Funk die Marina an und können wieder an unserem alten Platz anlegen. Ich mache mich auf die Jagd nach einem passenden Anschlussteil und Brigitte kümmert sich derweil um einen Bootselektriker. Der findet sich dann auch direkt ein, spricht aber wie üblich kaum englisch. Da ich nicht an Bord bin, ist ein großer Teil des technischen Wissens auch nicht an Bord. Per Telefonschalte versuche ich zu helfen soweit es geht, während ich in dem Bus Richtung Hafen schwitze. Fazit des Elektrikers: Lichtmaschine für die Servicebatterien kaputt. Auf Grund des Alters des Generators gibt es auch keine Ersatzteile mehr. Also muss ein neuer her, bei 24 V nicht so ganz einfach. Unser Mann vom Strom kümmert sich aber rasch und wir sollten nach 2 Tagen wieder ablegen können.
Trattoria del Pescatore da Murianni
Auf den Schrecken hin laden uns Birgit und Jochen zum Essen ein. Eigentlich sollte es in die kleine Trattoria von Tante Mimmi gehen, hat aber zu.
Am Platz vor der Marina liegt die Trattoria del Pescatore da Murianni. Das Restaurant war uns schon bei unseren zahlreichen Gängen in die Stadt aufgefallen und außerdem war sie nicht weit weg von zu Hause. Gesagt getan, Taranto ist nicht so wirklich ein Touristenmagnet und in dieser Ecke hatten wir bisher fast nur Einheimische getroffen. Mittags war das Restaurant schon immer knackevoll gewesen und was sich auf den Tellern fand, sah vielversprechend aus.
Ein Kellner fragte uns nach der Reservierung, aber auch ohne klappte es diesmal (Samstags ist das nahezu unmöglich). Wir bekamen einen schönen Tisch und bald kam ein kleiner, knochiger Kellner mit der Karte. Er nahm dann auch die Antipasti und die primi piatti auf. Getränke würde ein anderer Kollege aufnehmen. Er verschwand und nach einiger Zeit tauchte auch der Kollege auf. Es gab eine Flasche Birra Peroni 0.6 l für 3 Euro, ein äußerst fairer Preis. Der Wein war äußerst lecker und auch vergleichsweise preiswert.
Mit 2 Portionen Antipasti alla Pescatore ging es los. Oktopussalat mit Artischocken, Calamari, Cozze, Sardinen, paniertes Irgendwas. Insgesamt 6 Häppchen, die super lecker waren. Die Stimmung stieg und erreichte den nächsten Höhepunkt bei dem Risotto con frutti del mare. Hier hätten die meisten wohl geendet.
Wir hatten uns aber gerade mal warmgegessen. Da die Trottoria an eine Pescheria angeschlossen war, konnte man den Fisch selber auswählen, den man frittiert, gekocht (als Suppe) oder gegrillt haben wollte. Für 2 Personen gabe es dann eine super leckere Suppe mit den ganzen (am Stück) Fischen und Krustentieren. Die anderen hatten gegrillten Fisch und Oktopus. Super lecker. Der Kellner hatte sich schon ein bisschen gewundert, aber bei uns kam in Anbetracht der Frische und Qualität der Meeresfrüchte eine zunehmend fröhliche Stimmung auf (oder lags an Wein und Bier). Auf jeden Fall kamen wir überein, dass das Essen ein echtes highlight gewesen ist. Darauf dann noch Grappa und ein paar Espresso.
Ein rundherum gelungener Abend, bei dem es sich der etwas knochige und anfangs etwas unwirsche Kellner nicht nehmen ließ, sich mit Handschlag von uns zu verabschieden.
Reisen zu mehreren
Nach dem Abend kamen wir unisono zu dem Schluss, dass die Art, in der wir unterwegs sind, mit all seinen Unwägsamkeiten und Schikanen, die das Leben so parat hat, ein ganz besonderes „Abenteuer“ ist. Es verschlägt uns immer wieder in Ecken, in die wir sonst so nicht gekommen wären. Und viele Orte, die auf den ersten Blick nicht besonders attraktiv erscheinen, haben bei näherem Hinsehen viel Schönes zu bieten.