Phönix, Sisyphos und andere Griechen in Sizilien
Es ist Sonntag, der 28. Juli, 14 Uhr.
Der Wind streicht über das Wasser und bringt uns – im Schatten unter dem Sonnenschutz sitzend – genau die Abkühlung die wir haben möchten. Alles ist aufgeräumt, nur noch 120 Liter Trinkwasser und ein paar dicke Pullover warten im Wohnmobil.
Die Welt kann so schön sein.
Aber die Überschrift würde sich nicht auf Phönix, der nach einer verheerenden Niederlage aus der Asche aufstieg und Sisyphos, der immer und immer wieder den Stein den Berg hochrollt, beziehen, wenn es immer so wäre. Also von Anfang an:
Gestartet sind wir am 2. Tag der Berliner Sommerferien, klasse Zeitpunkt, wenn die Ferien eigentlich egal sein können. Geschafft haben wir es bis kurz vor Werder (also knapp 30 km). Dort fiel auf, dass die Bordbatterie des WoMos nicht geladen wurde. Hatten wir schonmal, da mussten wir wegen niedriger Batteriespannung 20 km mit herabgelassener Einstiegsleiter fahren. Man meint nicht, wieviele freundliche Fahrer einen aufmerksam machen!!! Damals konnte der ADAC das Problem im Schatten der Allianz-Arena lösen, wir wissen nicht, woran es gelegen hatte.
Batterie lädt nicht
Diesmal passierte es in der Nähe eines uns bekannten WoMo-Händlers. Also hin.
Der Händler hatte zwar viel zu tun, aber ein Mechaniker schaute mal kurz unter die Haube: Siehe da, ein Marder hatte sich an dem gelben D+ Kabel zu schaffen gemacht. Die Enden hingen lose herum, mit zwei Steckern war das Problem nach 10 Minuten behoben.
DIe Batterie lud von nun an wunderbar auf und wir kamen ohne weitere Probleme bis Mittenwald.
Dort fanden wir einen der letzten Plätze (Freitag um 18 Uhr) und verbrachten einen gemütlichen Abend im Regen. Die Nacht war angenehm kühl und am nächsten Morgen passierten wir Östereich (inkl. 1 Stunde Stau wegen eines kleinen roten Kleinstwagen an der Europabrücke).
Cross country mit dem WoMo oder es geht auch ohne 4×4
Am nächsten Tag hat uns das Navi einmal mehr einen Streich gespielt, diesmal keine Extraschleife sondern einen Weg, der jeder Rallyestrecke alle Ehre gemacht hätte. Mit 3.5 Tonnen ist das kein Spaß, insbesondere wenn die lichte Höhe mal gerne auf 2,5 m reduziert ist. Aber auch das haben wir geschafft!
Nachts blieben wir nördlich von Florenz auf einem Parkplatz mit zahlreichen anderen Wohnmobilen „in the middle of nowhere.“
Der Rückweg zur autostrada del Sol am nächsten Morgen war dann auch wesentlich leichter.
Neapel, Vesuv, eine Nacht direkt am Strand mit Meeresrauschen und eine flotte Passage über die Straße von Messina und flugs waren wir bei unserem Boot.
Das neue Unterwasserschiff ist superglatt, die Badeplattform braucht noch ein bisschen Farbe und auf Deck sieht es – vorsichtig ausgedrückt – noch etwas unordentlich aus. Eigentlich dachten wir, dass das Boot heute noch ins Wasser kommt. Pustekuchen. Wir haben aber unser WoMo, so können wir auf dem Parkplatz in der Marina schlafen, nicht ohne vorher in unserem Lieblingsrestaurant köstliche Pasta alla Ragou gegessen zu haben.
Das Boot ist (fast) fertig, wir sind ganz fertig
Der nächste Tag bringt eine tiefstentladene Motorbatterie (warum auch immer nach 4 Wochen an Land) und weitere Verzögerungen mit sich. Abends wird dann das Boot ins Waser gekrant und um 20 Uhr legen wir an unserem Liegeplatz an, nicht ohne festzustellen, dass die vordere Toilette nichts mehr tut. Warum auch immer. Zwar funktioniert die Hintere, aber das ist nur ein schwacher Trost. Da aber noch tausend andere Sachen zu erledigen sind, stürzen wir uns erstmal darauf. Segel setzen inclusive eines Ausflugs in die Masten zum Einscheren der Lazyjacks, das Deck von Saharastaub befreien, die Reling hat sehr gelitten und muss auf Hochglanz gebracht werden und und und… Die Laune sinkt in der Hitze zunehmend, insbesondere da ein anderer Grieche namens Damokles sein Schwert in Form der Toilette über uns gezückt hält. Noch schnell einen uralten Warmwasserschlauch austauschen (dauert unerwarteter Weise nur eine Stunde), dann ist Zeit.
Endlich: Die Toilette und ich, ein unschlagbares Gespann
Nachdem also das Gröbste erledigt ist, mache ich mich an die Kür: Die Toilette(n).
Die, die mich kennen, wissen, dass das eine meiner Lieblingsbeschäftigungen ist. Ich liebe es, tagelang mit dem Gesicht auf dem WC-Deckel liegend, mit den Händen und Armen ohne Sicht im Dunkeln unterhalb des Sockels an den Schläuchen Schlauchschellen auf und zuzudrehen und Adapter auf zu kleine Schläuche zu fummeln.
Um es kurz zu machen, am Ende des Tages hatten wir nicht nur eine sondern gleich zwei kaputte Toiletten, die vordere weiterhin defekt, die hintere jetzt verstopft. Zudem ist alles auseinander gebaut, es ist nach 21 Uhr und die Laune auf einem nie gekannten Tiefstpunkt. Aber was hilft’s, irgendwie geht’s ja immer weiter. Also zuerst hinten wieder alles zusammengebaut, WC aber weiterhin verstopft. Vorne ein bisschen fluchen und weinen und dann um 22 Uhr erstmal eine schöpferische Pause.
Am Samstagmorgen gibt es dann einen Plan. Einen Plan zu haben ist immer gut, aber der hat es in sich. Offensichtlich schafft es unsere Pumpe nicht, gegen den Druck des Syphonschlauches das Wasser ausserbords zu drücken. Scheibenkleister…..
Also bauen wir eine manuelle Pumpe ein, Andrea, inzwischen unser Freund und lokaler Bootszubehörhändler (Zubehörhändler sind nach kurzer Zeit immer unsere Freunde) hat ein passendes Set da. Nach knapp 2 Stunden ist das eingebaut und funktioniert. Wir haben wieder ein Klo an Bord. Sternstunde der lokalen Hygiene.
Die hintere Toilette kriegen wir nach vier Stunden Arbeit, einem Schwimmeinsatz von Brigitte und einer retrograden Spülung auch wieder ins Laufen. Dazu wird noch die neuere Toilette von vorne nach hinten verlegt, geschafft.
Heute morgen nur noch kurz die Fock gesetzt (hat beim ersten Mal 4 Stunden und 2 Liter Schweiß gekostet). Heute lief es wie geschmiert, nach 30 Minuten war das Ding oben. Jetzt kann’s losgehen, es fehlt noch der Ausweis und Führerschein von Brigitte (den hatte sie zuhause liegen gelassen) und ein Teil für unser SUP und dann sind wir sozusagen weg.
Heureka, um es mit den Griechen zu sagen.
Und die Geschichte mit Kamala Harris erzählen wir das nächste MAl.