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10. Juli 2023 Aus Von Tramp

Piräus oder so

Nach unserer wettertechnisch eher  ungewöhnlichen Fahrt durch den Regen erreichten wir schließlich Athen bzw. Pireus (oder Piräus oder Pereus oder wie auch immer, die Straßenschilder sind sich da nicht einig…. ). Die Sonne war zurückgekehrt und alles war so wie immer.

Wir kauften am Schalter unsere Tickets und konnten schon 3 Stunden vor Abfahrt auf das Schiff. Das Transportdeck war ziemlich leer, ungewohnt für die Jahreszeit.

Wir fanden unsere Kabine  nicht nur innen sondern auch klein vor. Egal für eine Nacht würde es sicherlich gehen. Noch schnell eine Dusche, dann ab ins Restaurant und beim Ablegen war ich schon fast am Schlafen.

Nee, nicht wirklich

Kaum hatten wir die Tür hinter uns geschlossen, kam eine krächzende Stimme aus dem Lautsprecher und verkündete den Sermon über Sicherheit, Schwimmwesten etc..

Nach einer halben Stunde ertönte die gleiche Stimme erneut und fragte auf englisch, ob denn ein Arzt an Bord sei. Bevor wir uns rühren konnten wurde die Ansage schon wiederholt. Brigitte machte sich auf den Weg. Sie hat den kürzesten Abstand zu medizinischen Handlungen, ich bin ja schon mehr als 20 Jahre aus dem Geschäft. Falls es in Richtung Chirurgie gehen sollte, könnte sie mich ja dazu rufen.

Nach kurzer Zeit hörte ich dann auf dem Gang eine neue Durchsage, in der ich den Namen Tom zu hören glaubte. Also bin ich auch los gestiefelt und die Rezeption schickte mich in eine Kabine gleich nebenan.

 

Oha! und Holla!

Was ich da vorfand war einigermaßen schräg und auf eine andere Art wiederum gewohnt. Ein Grüppchen Fährpassagiere und ein paar Leute von der Fährgesellschaft standen vor einer geöffneten Kabinentür, drinnen ein junger Mann mit dem Kopf in einem metallenen Papierkorb. Er gab Unartikuliertes von sich und war – naja Medizinerjargon – durch den Wind. Brigitte sagte, der junge Mann hätte wohl „was geraucht“, das sei ihm aber nicht bekommen.

In der chirurgischen Notaufnahme kommt so ein Fall häufiger vor als im Kreißsaal, also mischte ich mich mit ein.

Der – nennen wir ihn der Einfachheit halber – Patient, hatte etwas gekauft und dann vor der Abfahrt geraucht, im Glauben es handele sich um einen Joint. Vorher hatte er noch nie Cannabis geraucht, nach einer halben Stunde war ihm komisch geworden und jetzt fehlte es ihm an der Kontrolle über Geist und Körper.

Ungewöhnlich für Cannabis war, dass er recht aggressiv war und keinen so recht an sich ran lassen wollte. Wir beruhigten die Situation etwas durch Verminderung der Reizflut. Bei Reduzierung der Personenzahl und Dimmen des Lichtes wurde alles etwas übersichtlicher. Brigitte passte auf den Patienten auf und ich kümmerte mich um die Bekannten und das Fährpersonal.

Da der Patient vital stabil war und im Laufe der Zeit etwas zugänglicher wurde, konnten wir den „Einsatz“ nach ca. einer Stunde beenden. Zwischenzeitlich war noch ein italienischer Kollege dazugekommen, für den es aber nichts mehr zu tun gab.

Anschließend wurden wir vom Schiffsoffizier zu Getränken und Essen eingeladen.

Der Patient war die Nacht über stabil und hatte am Morgen wohl ein paar Kopfschmerzen, sonst war alles ok.