The story of the broken mast
Selten nur werde ich privat während der Arbeitszeit angerufen. Aber manchmal passiert es eben, meist steht eine mehr oder minder große Katastrophe dahinter.
So ließ es sich auch diesmal an. Meine Frau sei am Telefon, sagte meine Sekretärin mit bedrückter Stimme, es sei wichtig. Gerade auf dem Sprung zur S-Bahn, um zu einer Sitzung zu kommen. wie immer etwas knapp an Zeit, trotzdem schnell zum Hörer gegriffen. Es war eine Katastrophe: Wir hatten eine Email erhalten, dass der Mast unseres Bootes gebrochen sei und wir dringend etwas tun müssten, damit kein Schaden am Nachbarboot auftreten würde. Nächste Woche sei mit Starkwind zu rechnen.
Mit kleiner Verspätung schaffte ich noch die S-Bahn und war nahezu pünktlich in meiner Sitzung.
Brigitte versuchte in der Zwischenzeit unseren „Mann vor Ort“, Christos zu erreichen, damit wir etwas Übersicht über die Lage bekommen. Aber wie so oft ist in Agios Feiertag, heute geht gar nichts mehr, aber morgen könnte es klappen.
Im Geiste gehe ich alles noch mal durch: Wie kann der Mast brechen, wenn das Boot im Hafen liegt. Die Dinger sind dick wie Baumstämme und haben mehr Wanten und Stage als notwendig erscheint. Ich war außerdem bekanntermaßen mehrmals im Mast gewesen, um die Scheinwerfer zu reparieren, dabei war mir nie was aufgefallen. Zuletzt waren wir bei 4 bis 6 gegenan gesegelt, hatten mehrfach gewendet, ohne dass irgendetwas gewesen wäre. Ich sehe unser Boot in Bruch und schrottreif: Katastrophe, wir haben ja noch Großes geplant. Vor meinem geistigen Auge erscheinen Bilder von entmasteten Booten nach Taifuns und Hurrikans, ich sehe den Mast auf dem Nachbarboot liegen und sich so langsam in das Deck bohren. Wir haben aber erst mal getan, was geht, heute kriegen wir egal keinen Flug mehr, also heißt es abwarten.
Am nächsten Morgen meldet sich dann überraschend Christos und teilt uns mit, dass der Mast sehr wohl noch steht. Gebrochen ist lediglich eine Leine, die sich im Nachbarboot verheddert hat, muss aber doch gerichtet werden, damit die beiden Boote frei schwojen können. Das wird er die nächsten Tage machen.
Uns fällt ein Stein vom Herz, mir fällt auch wieder ein, dass eine Flaggleine ein bißchen durchgescheuert war. Brigitte ist sowieso nächste Woche unten, da wird sie alles vor Ort checken.
Als sie am Samstag abend da ist, steht der Mast wie gewohnt, auf dem Seitendeck liegt eine Leine, ordentlich aufgeschossen, besagte Flaggleine.
Gestern ist Brigitte zurückgekommen. Der Steggegenüber hat ihr beim Weggehen noch berichtet, dass er die Marineros informiert hatte, weil eine Leine am Mast gebrochen war….