Toll, ein bisschen gefroren

6. August 2023 Aus Von Tramp

Elaphonisos – Peloponnes

Das sind die Worte meiner Frau, als sie heute morgen aufsteht. Ich sitze schon seit vor Sonnenaufgang im Cockpit in langer Hose und Hoodie und bewundere die Yacht, die heute nacht reingekommen ist.

53 m lang, 2 Caterpillar Motoren mit 1500 PS und 18 l/sm Durst. Der Tank fasst über 80.000 l, einmal volltanken also schlappe 135.000 €. Leider sind dafür nur 2 Laserjollen an Bord, wenn’s Aeros wären, könnte man ja mal darüber nachdenken. Kostet pro Woche derzeit ca. 320.000 €, wohl incl. Sprit. Für den interessierten Leser hier der link.

Während ich also das Boot bewundere,,, ist mal wieder Zeit, die Ereignisse der letzten Tage niederzulegen.

Entlang der Nordküste Kretas

Nach der ersten kurzen Etappe nach Elounta ging es am nächsten Morgen in aller Frühe los. Noch etwas verhalten, ob alles so funktioniert (vergleiche auch später) fuhren wir an der Insel Dia vorbei Richtung Westen. Der schwache Wind kam von vorne, so dass wir unter Motor die Tour zur Marathi-Bucht zurücklegten. 

Mondaufgang über Spinalonga/Elounta

Marathi-Bucht

Die Bucht liegt östlich von Chania und nördlich von Souda (spricht man Soda). Souda ist laut Revierführer der südlichste NATO-Stützpunkt und ist umgeben von Sperrgebieten und U-Boot-Übungsgebieten. 

Mit einem leicht klammen Gefühl wurschteln wir uns in die Bucht, kristallklares Wasser, ein echter Traum. Die paar Boote die in der Bucht ankern sind ein tolles Bild, nix zu meckern (berlinerisch für Superklasse). 

Von hier aus könnten wir schon die Überfahrt zum Festland beginnen, wenn der Wind günstig steht allemal. 

Wir studieren das reichliche Angebot an Wetterdiensten: Windy.com, passageweather.com, Windfinder.com,  poseidon und entschließen uns für den staatlichen Wetterdienst Poseidon. 

 

Die Whakawhanaungatanga in der Marathi-Bucht vor Anker

Überfahrt zur Peloponnes

Also geht es nach einem Ruhetag los Richtung Norden und immer geradeaus. Unser Ziel soll Kitira sein, das laut Vorhersage mit einem Anlieger erreicht werden kann. Der Wind kam etwa eine Stunde früher als angesagt, wir rollten die Fock aus und kamen immerhin auf über 6 Knoten am Wind. Leider mit 60° nicht gerade hoch am Wind. 

Der Wind nahm schnell auf 5 Bft. zu, wie erwartet. Es war schön zu sehen, wie die AMEL sanft in die Wellen einsetzte, das Boot ist halt zum Segeln gemacht. Leider keine Rennziege.

Wir warteten auf den angesagten Winddreher, der uns nach Kithira bringen sollte. Der kam leider nicht, der Wind schlief langsam ein. Nach 50 gesegelten Meilen lag Kitira 35 sm im Westen, keine Chance unter Segeln und unter Motor schon gar nicht. 

 

Plan und Wirklichkeit

Die östliche Peloponnes bietet leider nicht gerade die größte Auswahl an Möglichkeiten, nachts einen sicheren Ankerplatz anzusteuern. Egal, wir mussten was finden, aus unserer ETA 19 Uhr bei Helligkeit wurde 21 Uhr in der Dämmerung.

Theoretisch zumindest. Vor uns lag noch die Schifffahrtsstrasse nach Athen/Piräus Richtung West, nicht gerade ein einsamer Wasserfeldweg. Der Wind hatte wieder auf 5 Bft. zugenommen, leider gegenan, so dass wir unter Maschine Richtung Lakonischer Golf (der östlichste Busen der Peloponnes) fuhren. Die „Meteor“ passierte mit knapp einer halben Seemeile vor uns und wir mogelten uns in den Verkehr der Frachter von und nach Athen ein.

Oha

Die Frachter laufen etwa 2 bis 3 mal so schnell wie wir, und nachdem uns den ganzen Tag nur ein Katamaran begegnet war, holten wir jetzt, was die Schiffsbegegnungen anging rasend schnell auf. Zu allem Unglück versagten beide (Relingslicht und Dreifarbenlaterne) Positionslichter an Backbord ihren Dienst. Auf einem Auge blind fuhren wir also mit AIS und Radar zwischen den großen Pötten, die uns aber sehr anständig behandelten. Im Funk war die Hölle los, da waren unzählige Gespräche auf Kanal 16. Wir mogelten uns durch uns waren dann gegen 23! Uhr durch das Dickste durch.

Auf dem Weg in den lakonischen Golf. Rechts die Meteor, daneben wir. Jedes Dreieck steht für einen Frachter oder Tanker, der südlich der Peloponnes entlangfährt.

Im Golf flaute der Wind allmählich ab und wir suchten einen Platz zum Ankern. Die erste Bucht war pickepacke voll, keine Chance sich da noch bei zwar Mondlicht aber ansonsten stockduster hinzulegen.

Die nächste Möglichkeit war am Ende der kleinen Bucht zwischen Festland und Elaphonisos in der Nähe des alten Hafens. Dort war es etwas heller und wir konnten eine 20 m Ketsch ausmachen. Bei fast Windstille warfen wir Anker und gegen 3 Uhr war dann alles klariert und wir konnten schlafen gehen.

Die Beschreibung des Ankerplatzes bei Navily war nicht gerade rosig (30 cm Sand auf Fels und Einheimische, die den Ankerplatz nicht empfehlen). Wir verbrachten jedoch eine ruhige Nacht und liefen morgens gegen 10 Uhr in die Bucht, wo wir am Vortag nicht ankern konnten.

Levki-Bucht

Ja, und hier liegen wir nun, das Positionslicht repariert, die Wäsche gewaschen und mittlerweile von der Sonne wieder gewärmt. Der Wind fegt noch mit 15 Knoten übers Deck, aber es ist gut nach der langen Zeit mal wieder einen größeren Törn hinter sich zu haben…