Yassas und Benvenuti
Kaum zu glauben, aber wahr. Ich sitze im Cockpit, das Boot wiegt sich im Schwell (im Moment nicht so schlimm) und über das Feld der ankernden Boote (waren gestern Abend noch viel mehr??) blicke ich auf Gallipoli mit seiner malerischen Altstadt.
Von Korfu nach Apulien
Nach insgesamt sechs Jahren in Griechenland – eigentlich fast ausschließlich in Agios Nikolaos/Kreta – haben wir den Absprung nach Italien geschafft. Ein bisschen holprig war der Abschied noch, ein vertriebener Anker in Korfu-City, Regen und „kaltes“ Wetter, aber es hat geklappt.
Starkregen und Omega
Über Europa hatte und hat sich eine Omega-Wetterlage eingestellt, ein Tiefdruckgebiet über der Iberischen Halbinsel, ein Hoch über Mitteleuropa und ein weiteres Tief über Südosteuropa. Irgendwie ist diese Wetterlage sehr stabil und beschert den Berlinern ein paar späte Hochsommertage, in Griechenland, der Türkei und Bulgarien sind aber Starkregen und Sturm angesagt. Wir waren im nördlichen Ionischen Meer und haben davon nichts abbekommen (außer vielleicht einmal 6 bis 7 Bft. und Schauerböen) bei der Ausfahrt aus Sibota. Aber uns erreichten sorgenvolle Anfragen aus dem hochdruckgebietsgeplagten 🙂 Deutschland und anderen Regionen.
Danke, es geht uns gut
Bis zu 750 l Regen pro Quadratmeter haben den Südosten Europas getroffen. Wir hörten es in den Nachrichten. Westlich von uns im Südionischen Meer tobte ein Sturm. Wir haben unter diesen Bedingungen die Überfahrt nach hinten geschoben. Es war bei häufig bedecktem Himmel, zeitweise leichtem Regen und kühleren Temperaturen nicht immer leicht einen passenden Platz für uns zu finden, Wiederholungen nicht ausgeschlossen. Ein bisschen tricky aber es ging.
Überfahrt mit Bonusprogramm
In Korfu-Stadt hatte sich unser Anker gelöst, Brigitte war alleine an Bord und unsere Mitsegler Birgit und Jochen (dazu später mehr) und ich waren an Land.
Um es abzukürzen, es ist in letzter Sekunde noch gut gegangen, vielleicht später einmal dazu noch mehr. Bei Regenschauern und kräftigem Wind sind wir dann mit angehängtem Beiboot und gefiertem Außenborder in eine andere Bucht im Norden gefahren und haben dort die Nacht verbracht. Am Morgen ging es dann los in Richtung auf eine kleine Insel, von wo aus es dann nach einem Zwischenstopp nach Italien gehen sollte. Dank Vodafon habe ich Albanien noch eine kleine Spende überlassen (kurzzeitige Einwahl in das Telefonnetz, obwohl vor der griechischen Küste).
Das Segeln war wie so oft auf diesem Tripp erste Sahne. Leichter, moderater Wind aus der richtigen Richtung, keine große Welle, Sonnenschein. Unser Boot macht mit den neuen Wanten und Stagen und dem richtigen Trimm, kombiniert mit dem neuen Unterwasseranstrich super Fahrt. Und es läuft deutlich mehr Höhe als uns erinnerlich ist.
So ging es auf die Insel Othoni zu. Die Wettervorhersage stimmte und wir waren so im Flow, dass wir uns entschlossen, die Insel links (eigentlich rechts) liegen zu lassen und direkt Italien anzupeilen. Ein bisschen wehmütig, weil die Bucht ganz toll sein soll und die Insel wirklich zu einem Stopp einlädt. Naja, nächstes Mal. Wir hatten uns also zu einem Nachttörn entschlossen und sollten es nicht bereuen. Da der Wind günstig stand und der Sturm weit im Süden sein Unheil trieb, ging es, begleitet von zahlreichen Sturmmwarnungen auf UKW, in Richtung Gallipoli.
Hinter der Insel emfing uns die Adria mit einem kräftigen Wind, Fock verkleinert und es ging mit 8 Knoten Richtung Westen. Im weiteren war der Wind etwas launisch, aber es reichte immer zum Segeln. Und dann kam das, was ich gerne die Nacht der langen Messer nenne: „Trotz warmem Wetter kriecht irgendwann die Kälte in die Klamotten, die Müdigkeit wird schmerzhaft und man möchte ankommen.“ So ging es uns auch, gegen 6 Uhr morgens (nach fast 24 Stunden) rasselte dann der Anker auf italienischen Sand in Gallipoli. Er hielt sofort und alle sanken in einen kurzen Schlaf, kurz wegen des deutlichen Schwells.
Endlich Italien
Griechenland ist sehr schön, keine Frage. Das Essen in Restaurants ist gut und günstig, aber was sich in den Regalen der Geschäfte findet, war für uns schwierig in eine abwechslungsreiche Küche an Bord zu verwandeln. Der erste Landgang offenbarte gleich die Vielfalt, die ich liebe. Parma-Schinken, Parmesan, Pekorino, und, und, und.
Abends ging es dann in eine Art Fischrestaurant, interessant gemacht: Man suchte sich die Meeresfrüchte auf einer Art Marktstand aus, sagte dazu ob gegrillt, gekocht oder frittiert und dann wurde es mit Salat und Brot, Bier und Wein serviert. Die Kellnerin ruft den Namen in die Runde und schon landen frittierte kleine Fische, Oktopus, Calamares, Thunfisch und Schwertfisch lecker zubereits auf dem Tisch. Eine Fest für den Gaumen.
Weiter geht’s
Das Display meines Handy sah aus, als würde es der Tasche eines 14-jährigen entstammen. In Griechenland war es schier unmöglich das Gerät zu reparieren. Kein Problem in der clinic iphone (ja, das ist Werbung) in Gallipoli, nach 30 Minuten alles proper ok. Und um die Ecke gab es noch unlimited WLAN fürs Boot, no problemo, niente.
Jetzt wollen wir die Namensgeberin des Golfs von Tarent kennenlernen.