Jeder hat ja so seine Marotten

Jeder hat ja so seine Marotten

1. August 2024 Aus Von Tramp

Genau, derjenige der segelt und keine kleineren oder größeren Marotten hat, mag zwar schon geboren sein, ist aber sicherlich so oft anzutreffen, wie derjenige, der über 200 Jahre alt wird. Es gibt sie, aber nicht an jeder Ecke.

Unser Steg

Und schon gar nicht an unserem Steg. Wir liegen hier leider wegen ein paar Ausbesserungen noch immer fest, auch wenn es morgen endlich losgehen soll. Diese Zeit gibt aber die Chance die Stegnachbarn etwas besser kennenzulernen. Und eben auch deren Marotten.

Madame Le chat

Fangen wir mal bei der netten Französin an, die am Anfang des Steges in ihrem Segelboot lebt. Sie hat eine Katze, was ja noch nichts besonderes ist. Allerdings mutet es doch komisch an, wenn sie mit einem Kescher bewaffnet hinter ihrer Katze hergeht. Die Liebe wird morgens und abends ausgeführt und läuft dann auf dem Steg auf und ab, manchmal macht sie auch einen kleinen Abstecher auf eines der Boote. Dann kann sie schonmal ins Wasser fallen, daher der Kescher. Einmal, so wurde uns erzählt, hatte sie sich unter den Planken des Stegs verirrt und konnte nicht mehr raus. Das Problem wurde dann durch die Demontage einiger Bretter gelöst.

Zwanzig Sagen auf einmal

Damit kommen wir zwanglos zu einem Boot das gestern neben uns lag. Dreizehn Meter und etwas lang und von einem österreichischen Pärchen gesegelt. Schickes Boot, spezieller Bau vom Rumpf bis zur Mastspitze. Die Bordfrau verfiel auf unseren Hinweis, dass die Katze gerade abgängig ist, in mittelschwere Panik, sei sie doch hochgradig allergisch gegen Katzen.

Es stellte sich heraus, dass die Katze doch nicht auf dem Boot war. Beim Plausch heute morgen erwähnten sie, dass das nächste Ziel Sardinien sei. Und es sei Eile angesagt, weil alle 20 (in Worten zwanzig) befragten Wetterberichte sagten, dass es nur heute noch klappen würde, dann wären die Prognosen für die nächsten 14 Tage sehr schlecht. Hm, ich wäre froh, wenn unser Wetterbericht für die nächsten 10 Stunden näherungshalber stimmen würde, na ja, Wettervorhersagen gehören ja in den Bereich Märchen und Sagen. Und wenn sie nicht stimmen, dann segeln sie noch heute (frei nach Brüder Grimm).

Mit Flaggen und ohne Mast

Die mit Abstand verschwurbeltste Crew wohnt auf einem Boot in der Mitte des Steges. Ein eigentlich ganz nettes und freundlichen Pärchen mit einem 4 Monate alten Kind. Sie wohnen auf einem Boot, das vom Aussehen einer klassischen Jacht am nächsten kommt. Jachtheck mit reichlich Überhang, schnittiger Bug, alles in Holz und wirklich wirklich schön. Allein, das Boot hat keinen Mast. Oder um es noch genauer zu sagen, man kann zwar Beschläge für das Achterstag ausmachen, aber auch nur ein Mastfuß oder ähnliches fehlt. Gut, sowas sieht man ja mal öfters, insbesondere in Berlin fahren ja genug Segelboote ohne Mast aber ohne Mastfuß??

Am außergewöhnlichsten für mich ist aber die Tatsache, dass das Boot, bei insgesamt eher spärlicher Ausstattung, ein riesiges Regal für das Flaggenalphabet hat. 38 oder mehr Kästchen, alle säuberlich mit den Flaggen bestückt. Irgendwie ist das ja putzig. Aber man fragt sich: Warum ein Flaggenalphabet, wenn das Boot keinen Mast zum Beflaggen hat?

Um mich in völlige Verwirrnis zu versetzen war heute Waschtag angesagt. Nein, nicht die Klamotten wurden in Seifenlauge gespült, sondern die Flaggen wurden gereinigt, gespült und getrocknet. Ob es ein Bügeleisen gibt, habe ich nicht gesehen, aber wundern würde es nicht.

Tja, so gehen die Tage dahin, die Badeplattform ist fertig und sieht sehr schick aus, der Rumpf ist wieder super schön, der Motor gewartet und morgen gehts auf See.

Ach ja, leider habe ich heute keine Zeit mehr für die Story mit Kamala Harris, hoffentlich schaffe ich beim nächsten Mal.