Reise Alanya-Kreta: der zweite Tag, die zweite Nacht
Mittlerweile sind wir mehr als zügig vorangekommen. Es keimt Hoffnung auf, dass wir in 2 Tagen die Strecke schaffen könnten und dem Tief, das sich von Westen nähert ein Schnippchen schlagen können.
Gegen Abend wird das Wetter aber zunehmend rauher, die Wellen erreichen 3 Meter und einige Brecher gehen über das Schiff weg. Wir werden deutlich langsamer und aus der geplanten Ankunft kurz nach Mitternacht wird nichts mehr werden. Über Sat-Telefon rufe ich in der Marina an und informiere darüber, dass wir eher im Morgengrauen ankommen werden.
Bisher habe ich wenig geschlafen, das wird auch nicht besser werden, die Wellen gehen immer wieder übers Schiff, der Bug macht eine Sinuskurve von gefühlt 8 m Amplitude.
So geht es in die zweite Nacht, es regnet, die Schauer kann man auf dem Radar kommen sehen, die Böen kann man fühlen. Die Passage zwischen Rhodos und Karpathos zieht sich ewig, scheint kein Ende zu finden. Bei dem starken Südwind ist das nur ein sehr eingeschränktes Vergnügen.
Dann bricht die zweite Nacht an, der Wind und die Wellen haben etwas abgenommen, sind aber immer noch recht heftig. Der Wind kommt nahezu von vorne, die Wellen von schräg vorne. Wir halten weiter Kurs auf Kreta, die Nacht zieht sich endlos. Als wir schließlich die NE-Spitze von Kreta erreichen, dreht irgendein Search-Boot Kreise und zwingt uns, einen Umweg zu fahren. Die Passage in der Straße von Kreta war schon recht lang, 30 oder 40 sm. Dann noch mal 10 sm an der Nordspitze vorbei und schon liegt der Golf von Agios Nikolaos vor uns. Dann sind es noch mal 25 Meilen bis zum Hafen. Ich lege mich hin, bei Eindrehen in den Golf wird es dann aber wieder ungemütlich, so dass ich die letzten 3 Stunden im Golf Brigitte schlafen lasse. Gegen 6 Uhr morgens gibt es Kaffee, im ruhigeren Wasser konnte man den gefahrlos kochen. Um 7 Uhr sind die Leinen fest: 328 sm in 44 Stunden, viel schneller als wir gedacht hatten, aber extrem anstrengend.
Kaum geschlafen, nix warmes zu Essen oder zu Trinken, das brauche ich nicht allzu oft. Zudem haben die Wellen meine Koje durchnässt. Erst an Land merke ich, wie erschöpft ich bin. Noch schnell eine Dusche, einen Anleger und dann bloß schlafen.
Nachmittags werde ich dann wach, immer noch recht geschafft gehen wir etwas Essen und erkunden ein bisschen die Stadt. Die Boote um uns herum sind teilweise von Crews bewohnt, der Hafen ist einer der beliebten Überwinterungshäfen.