Die Sahara so nah, die Berge so fern

Die Sahara so nah, die Berge so fern

22. März 2018 Aus Von Tom
This entry is part 4 of 14 in the series Kreta 2018

Die Wettervorhersage zeigte seit einigen Tagen eine kleine Spirale für den heutigen Tag an.

Das Schiff neigt sich schon und schmiegt sich an das Nachbarboot. Jetzt bloß den Absprung finden.

Am Morgen ließ sich noch alles normal an, stärkerer Wind aus Süd, was soll’s.

Im Laufe des Tages veränderte sich allerdings das Bild gewaltig, jetzt wird es erst hell-orange, später wird alles ist in einen roten Schein gehüllt, der allerdings nicht von der Sonne kommt.

Es ballert seit ca. 10 Uhr aus Süd, was das Zeug hält. In den Spitzen haben wir am Windmesser bis über 40 Knoten Wind gemessen, das ist Windstärke 8. Und das im Hafen. Dazu kommt, dass der Südwind zwar warm ist, es sind noch immer 21° C (19 Uhr), aber der Wind bringt eine Menge Saharastaub mit sich. Erst war die Luft noch klar, aber im Laufe des Tages ging die Sicht deutlich zurück, die Berge der anderen Seite der Bucht, die wir am Morgen noch über die Kaimauer sehen konnten, sind seit Stunden in einem roten Dust verschwunden. Die Sicht ist höchstens noch 300 m, die ganze Umgebung sieht aus, als ob man durch einen Orangefilter zu Schwarz-Weiß-Zeiten kucken würde. Auf alles legt sich eine Schicht aus mikroskopisch feinem Staub, die Augen sind durch den Staub gerötet. Das verstärkt sicher noch den Effekt

Roter Dunst, wo sonst die Berge sind. Das Bild ist nicht bearbeitet!

Jetzt langsam lässt der Wind nach, nur noch knapp 30 Knoten, als erstes Schiff am Steg hat der Sturm seine Spuren hinterlassen. Der Luv-Festmacher ist zu einem Drittel durchgescheuert, wir haben die Kreuzleine durchgesetzt und das andere Ende wieder fixiert. Es wird Zeit, dass wir die Kauschen einspleißen und die Ruckdämpfer montieren, sonst kann es Bruch geben.

Brigitte hat heute die längst überfällige Anmeldung bei der Port-Police erledigt. Wie uns schon berichtet worden war (Katharina und Michael von der AMEL Maramu neben uns) ist das ein ziemlicher Akt. Das Schauspiel begann bereits gestern. Wir haben unseren Liegeplatz in der Marina verlängert, recht unspektakulär. Die Frage wo wir uns registrieren müssten: bei der Port-Police if at all.

Echte Deutsche durch und durch, wie wir sind, nehmen wir das natürlich sehr ernst, man will ja keine Schwierigkeiten bekommen. So ohne Transitlog, das kann Ärger geben. Das wissen wir von 2015, es war ein Riesen-Aufwand, an das Ding zu kommen, sehen wollte es nachher keiner, aber man weiß ja nie, Dinge ändern sich.

Gestern nachmittag, dann zu dem einzigen Gebäude am Hafen, ja, man müsse erst mal 50 € bezahlen, sonst gehe gar nichts. Die Bank hätte aber heute Nachmittag zu, also frühestens morgen früh. Ok, heute morgen mit der Kontonummer zur Bank, 50 € und ab zur Behörde. Der Officer kommt aber erst am Nachmittag, jetzt geht gar nichts. Na gut, der Tag ist noch lang, erstmal Mittag machen.

Am Nachmittag kommt dann Schwung in die Bude: Mit der Quittung wollen wir jetzt endlich unser Permit, muss ja seine Ordnung haben. Ja, das Formular sei unter Verschluss und der Schlüsselverwahrer sei nicht da. Na, nicht mit uns, wir wollen unser Formular. Außerdem haben wir ja schließlich die 50 € überwiesen. Ein hektisches Telefonat und 5 Stempel später hält Brigitte ein DIN A4-Büchlein in der Hand, wir sind jetzt offiziell in Griechenland angekommen und dürfen auch bleiben, bis nächstes Jahr, dann brauchen wir eine Verlängerung…

Series Navigation<< Untergetaucht für einen kleinen grünen LEDThe day after und eine gepuderte Perücke >>